Gewerbegebiet Lehmbach-Nord
"Plan ist in unseren Augen erledigt" - Bergische Landeszeitung vom 29.03.2011Das Bauvorhaben steht vor einer entscheidenden Wende: „Aus wasserwirtschaftlicher Sicht kann daher die vorgesehenen Umsetzung des Gewerbegebietes Lehmbach-Nord im Bebauungsplan 89 zurzeit nicht befürwortet werden - auch wenn dies nach der aktuellen Rechtslage zulässig wäre.“
RÖSRATH - Es ist die zentrale Aussage aus einem Brief von Landes-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne), die Peter Brauer, Klaus Hasbron-Blume und Dr. Heiner Mersmann - Vertreter der Bürgerinitiative Lehmbach-Nord und des Vereins „Lebenswertes Sülztal“ - zu der Überzeugung bringen: Das Bauvorhaben steht vor einer „entscheidenden Wende“. „In unseren Augen ist der B-Plan 89 erledigt“, wird Klaus Hasbron-Blume deutlich. Und der bereits seit Jahren genehmigte B-Plan 55, der einen kleinen Teil der Fläche umfasst und der Firma Paja eine Ausweitung ermöglichen würde, den könne „die Verwaltung nicht so lassen“.
Denn inzwischen sieht auch die Rösrather Verwaltung das Projekt „äußerst kritisch“, bestätigte der Erste Beigeordnete Berthold Kalsbach gegenüber der BLZ. Er hatte sich mit den Sprechern von Verein und Initiative Ende vergangener Woche getroffen.
Kalsbach: „Man kann heute nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand, auch wenn man formal im Recht ist.“
Denn neue Messungen und Auswertungen des Aggerverbandes ergaben, dass die bisher als Gewerbegebiet ausgewiesene Fläche „als Überflutungsgebiet der Sülz betrachtet werden muss. Dabei wird ein „Jahrhunderthochwasser“ (HQ100) zugrunde gelegt. Kalsbach: „Wenn man davon ausgeht, würde das ganze Gelände nach der Berechnung des Aggerverbandes im Schnitt 40 Zentimeter unter Wasser stehen.“
Bei den Planungen verwendete die Verwaltung Karten mit Daten einer Erhebung von 2004. Darin wurde davon ausgegangen, eine Überflutungsgefahr bestehe nicht. Insbesondere die auf der Karte rot eingezeichneten „Überflutungsgrenzen“ waren von Initiative- und Vereinsmitglied Dr. Heiner Mersmann angezweifelt worden. Mersmann glaubt, dass die Bezirksregierung „in Kenntnis der wirklichen Fakten den vorliegenden Flächennutzungsplan nicht genehmigt hätte.“
In den nächsten Monaten wird vom Aggerverband noch eine groß angelegte - und für die Stadt teure - Studie in Auftrag geben zum Fließverhalten der Sülz. Davon erwartet die Verwaltung aber keine grundlegend anderen Ergebnisse.
Am 20. April trifft sich die Verwaltung mit der Bezirksregierung und anderen Behörden. Danach will Kalsbach die Politiker informieren: „Ich will der Entscheidung nicht vorgreifen.“ Zudem müsse dann nachgedacht werden über einen möglichen Ausgleich für den Investor - und Möglichkeiten für die Firma Paja.
„Das Ergebnis der Beratungen kann nur der Verzicht auf die Umsetzung der Pläne sein“, zeigt sich Peter Brauer sicher. Schließlich könnten auf die Stadt Regressforderungen zukommen, falls die Wiese überflutet werde.
Der neue Verein spricht sich aber „nicht nur gegen etwas aus“. So entstand ein Plan für einen Wanderweg an der Sülz entlang, der ein Zeichen für Tourismus und Freizeit setzen soll. Die Idee stammt von Geologie-Professor Hans-Georg Herbig - sachkundiger Bürger für die Bürger für Rösrath (BfR) im Planungsausschuss und einer der Mitstreiter gegen die Bebauungspläne.
www.lebenswertes-suelztal.de