Lehmbach-Nord - und kein Ende? - Berg. Handelsblatt vom 09.07.2011


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Heftig diskutieren Vertreter von Stadt-, Kreisverwaltung sowie beteiligten Firmen mit Lehmbacher Bürgern über die Folgen der Baumaßnahme.

Rösrath (hk). Die Lehmbacher schrecken auf! Schwer beladene LKW kippen Bruchsteingut ab, Bagger verteilen Erdmassen, Vermessungsingenieure hauen Pflöcke in den Boden.

Ist da plötzlich etwa eine "Grundstücksmafia" im Erweiterungsbereich des Gewerbegebietes am Werk? Klaus Hasbron-Blume, Verein Lebenswertes Sülztal, wendet sich schriftlich hilfesuchend an die Stadtverwaltung. Viele Bürger fühlen sich überrumpelt und fürchten "einen erneuten Schlag ins Gesicht". Er "erwartet umgehend Aufklärung".

Die Verantwortlichen reagieren schnell.

Schon zwei Tage später lädt Peter Preuss von der Kreisverwaltung, zuständig auch für Umweltschutz, die Stadt Rösrath und andere beteiligte Stellen sowie die Lehmbacher Bürger zu einem Ortstermin ein. Inmitten der laut wühlenden Bagger wird nun Klartext geredet. André Jeschke, Geschäftsführer Paja: "Seit 20 Jahren ist diese Fläche Baugrundstück für die Firma Paja. Das Gelände wird in meinem Auftrag bis zur ausgewiesenen Überschwemmungsfläche aufgeschüttet.

Wir wollen einem möglichen Investor, der gegen Ende des Jahres die insolvente Firma übernehmen könnte, gesunde Entwicklungschancen ermöglichen. Nur so können wir das Werk und die Arbeitsplätze sichern. Ob und wie es bebaut wird, ist noch völlig offen." Christoph Herrmann, Stadt Rösrath: "Die Aufschüttung im Bebauungsplan 55 ist baurechtlich genehmigungsfrei, solange sie nicht den festgelegten Überschwemmungsbereich berührt. Ein 20 Meter breiter Streifen entlang des Bahndamms bleibt erhalten, damit das Wasser der Sülz den Retentionsbereich erreichen kann. Das wird sichergestellt."

"Das Schüttmaterial hat keine Auswirkung auf das Grundwasserverhalten", erklärt Carsten von Polheim, Landschaftsökologe der Firma GEOS H&P Umweltservice, die im Auftrage der Kreisverwaltung das Projekt begleitet. "Es handelt sich um Felsbruch aus Moitzfeld und nicht um Müll. Das Material wird auf Umweltverträglichkeit untersucht."

Schließlich entzünden sich heftige Diskussionen um einen kleinen Zipfel Wiese, der hier als Überschwemmungsgebiet verloren geht. Klaus Hasbron-Blume: "Jeder Meter der für den Zu- und Abfluss der überschwemmten Wiesen freigehalten wird, ist wichtig." Die Skepsis der Bürger bleibt. Das nächste Hochwasser an der Sülz wird kommen.