Wütend - verärgert - enttäuscht - Bergisches Sonntagsblatt vom 25.01.2011
Demonstration gegen Bebauungsplan Lehmbach - Ausschuss beschließt Offenlage
Rösrath (hk). Mit einem Trecker und großem Schild "Stop Lehmbach Nord" kamen sie auf den Rathausplatz gefahren, um gegen die Offenlage des Planentwurfes 89 zu protestieren. Weit über 100 Rösrather unterstützten die Bürgerinitiative gegen die Ausweitung des Gewerbegebietes Lehmbach Nord. Mit schrillem Pfeiffkonzert, lauten Buh-Rufen sowie Transparenten gaben sie ihren Forderungen Nachdruck. "Rösrath geht baden", Lehmbach Nord - Umweltmord", "Kalsbach - Überflutungsgefahr" oder "Wir fordern die Null-Lösung" machten Ängste und Forderungen der Demonstranten mehr als deutlich. Auch bei der öffentlichen Sitzung des Planungsausschusses sparten die Bürger nicht mit lauten Zwischenrufen und warfen den Politikern Unehrlichkeit in der Sache vor. Verärgerung und Enttäuschung ...
Verärgerung und Enttäuschung erreichten ihren Höhepunkt, als von ihnen wiederholt gefragt wurde: "Warum muss gerade jetzt die Offenlage beschlossen werden, obwohl noch viele wichtige Fragen ungeklärt sind?" und kein Ausschussmitglied eine ausreichende Begründung dazu gegeben hat. "Sie verspielen das Vertrauen der Bürger!" kam es aus der Menge zurück.
In geheimer Abstimmung beschloss dann der Ausschuss mit 12 zu 1 Stimmen die Offenlage des Entwurfes. Vorsitzender Wolfgang Büscher, der sicher und mit Einfühlungsvermögen durch die teils turbulente Sitzung führte: "Die Bürger haben nun die Möglichkeit, sich im weiteren Verfahren mit Vorschlägen einzubringen". Berthold Kalsbach, Technischer Beigeordneter, machte nochmal deutlich, dass man die Sorgen der Bürger sehr ernst nehme.
In weiteren öffentlichen Sitzungen sollen insbesondere die Hochwasserfrage und die Verkehrsentwicklung mit der Bezirksregierung, der Unteren Wasserbehörde, dem Aggerverband sowie weiteren Fachdienststellen neu geprüft werden. Während Erhard Füsser (CDU), Jürgen Bachmann (SPD), Friedhelm Weiß (Grüne) und Erik Pregler (FDP) sich vor Abstimmung gegen die Null-Lösung ausgesprochen hatten, sprachen sich Hans-Georg Herbig (BfR) dafür, und Frank Albert von der Ohe (Linke) für eine Verschiebung des Beschlusses aus.
Ein eindrucksvoller Vortrag über die klimatisch bedingt zu erwartende Veränderung der Regenfälle und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Hochwasser in Rösrath von Geologieprofessor Herbig wurde von den Ausschussmitgliedern höflich zur Kenntnis genommen, vom Publikum jedoch mit viel Beifall bedacht. Die Skepsis der Bürgerinitiative blieb. Sprecher Peter Brauer erklärte, dass ein Kompromiss zur Gewerbeerweiterung nur bei gesichertem Material zum Hochwasserschutz möglich sei. Frank Keneder sprach von einen "planungsrechtlichen Horrorszenario" und kündigte an: "Dagegen werden wir klagen!".