,Noch sehe ich keine Bagger' - Kölnische Rundschau vom 28.02.2011
Vergnügungssteuerpflichtig war es nicht, was sich Rösrather Ratsmitglieder am Freitagabend anzuhören hatten. Die gute Nachricht: Endlich gab es den direkten Dialog zwischen Bürgern und Politik zum Streitthema "Lehmbach-Nord".
"Warum muss da ein Gewerbegebiet hin? Es wird in Hoffnungsthal dadurch weder schöner, noch leiser!" So der eine.
"Man darf die Sünden der Vergangenheit nicht mit einer neuen Sünde gutmachen. Der Verzicht auf die Wiese wäre ein guter Anfang." So der andere: Vergnügungssteuerpflichtig war es nicht, was sich Rösrather Ratsmitglieder am Freitagabend anzuhören hatten.
Die gute Nachricht: Endlich gab es den direkten Dialog zwischen Bürgern und Politik zum Streitthema "Lehmbach-Nord". Rund 70 Bürger waren der Einladung der Bürgerinitiative zum sechsten Treffen ins evangelische Gemeindezentrum in Forsbach gefolgt, auch Politiker in größerer Zahl dabei: Bürgermeister Marcus Mombauer ließ sich zwar wegen Terminkollision entschuldigen, gekommen waren aber Dirk Mau (SPD-Fraktionschef), Marc Schönberger (stellvertretender CDU-Fraktionschef) und Grünen-Fraktionsvorsitzender Friedhelm Weiß , die sich dem Unmut der Anwesenden über die bisherigen politischen Entscheidungen stellten. Im Publikum saßen zudem weitere grüne Vertreter sowie Rösraths CDU-Parteivorsitzender Uwe Pakendorf und BfR-Fraktionschef Wolfhagen Beckers. Letzterer erhielt für seine erneute Ablehnung der Bebauung in Lehmbach-Nord ("das bleibt auch so") als einziger Ratsherr größeren Applaus.
Zuvor hatte Geologie-Professor Hans-Georg Herbig (BfR) betont: "Selbst Naturschutzbelange sind hier irrelevant. Es geht um Erhaltung von Landschaft. Auenschutz hat absoluten Vorrang." Warum gibt es die Planungen dennoch? Dirk Mau verwies auf fehlende Gewerbeflächen, jetzt sei auch das Reusch-Gelände verkauft. "Die letzten zwei theoretischen Möglichkeiten für Gewerbe sind Lehmbach und Rambrücken."
Auch nach zwei Stunden Debatte blieben die Fronten jedoch verhärtet, gelang es nicht, "Druck aus dem Kessel zu nehmen" (Schönberger). Dirk Mau aber auch: "Hochwasser- und Verkehrsproblematik müssen einwandfrei gelöst sein. Wenn sich zeigt, dass es nicht umsetzbar ist, werden wir nicht zustimmen." Mau: "Die Problematik durch steigendes Grundwasser ist sogar noch größer als die durch das Hochwasser."
Marc Schönberger erklärte, die CDU wolle "nicht mit dem Kopf durch die Wand". Dass der Investor bereits Grundstücke auf dem Gebiet ausschreibe, "ist nicht unser Problem".
Den schwersten Stand hatte Grünen-Vertreter Weiß. In den Augen vieler Anwesender hätten gerade die Grünen die Pläne sofort ablehnen müssen. Und der Verweis auf Verkehrszählungen, "der Lkw-Verkehr durch Rösrath hat in den letzten Jahren abgenommen" (Weiß), wurde von einer Bürgerin gekontert: "Bei den Zählungen wurden die Lkw aus der Nachbarschaft nicht mitgezählt." Auch Schönberger stimmte zu, der "Transit durch Rösrath ist ein Problem", das angepackt werden müsse.
Frank Keneder, einer der Initiatoren, rechnete vor: "2010 hat Rösrath 3,84 Millionen Euro Steuern auf den vorhandenen Gewerbeflächen eingenommen. Dann bringt Lehmbach-Nord statistisch vielleicht 100 000 Euro, maximal 200 000." Dies sei keine Summe, die der Stadt helfen würde. Dagegen seien viele Familien doch extra aus Köln nach Rösrath wegen der Lebensqualität gezogen, so ein junger Vater.
Zum Hochwasser wird es in wenigen Tagen ein weiteres Gutachten geben. Und ein umfangreiches bereitet derzeit der Aggerverband vor. Dies wird aber erst im Herbst vorliegen. Dann werde es weitere Treffen zwischen Verwaltung und den Bürgern geben, so die Zusage von Dirk Mau. Nehmen diese etwas mit aus der Debatte? Man habe "viel gelernt", so Mau. Er werde es in die Fraktion mit einbringen, sagte Schönberger zu: "Im Moment sehe ich noch keine Bagger. Ich schließe es aber nicht aus."