Lehmbach: Kaum Chancen für Gewerbegebiet - Kölner Stadt-Anzeiger vom 26.04.11
Die in Lehmbach geplanten Gewerbeflächen befinden sich im Überschwemmungsgebiet der Sülz darin sind sich alle beteiligten Parteien mittlerweile einig. Die Gewerbeansiedlung wird deshalb immer unwahrscheinlicher.
Rösrath Die in Lehmbach geplante Gewerbeansiedlung wird immer unwahrscheinlicher. Der Aggerverband, die Bezirksregierung und die Untere Wasserbehörde sind sich über die Situation in Lehmbach einig: Bei einer von der Stadtverwaltung Rösrath initiierten Besprechung mit Vertretern der Behörden war die vom Aggerverband vorgelegte Einschätzung, dass sich die geplanten neuen Gewerbeflächen im Überschwemmungsgebiet der Sülz befinden, unstrittig. Die Erweiterung des Gewerbes war ursprünglich beabsichtigt, um dem Kunststoffhersteller Paja Möglichkeiten zur Erweiterung zu geben. Gegen die Erweiterung hatten vor allem die Anwohner vehement protestiert und schließlich eine Bürgerinitiative gegründet.
„Es besteht Konsens, dass es wasserwirtschaftlich kritisch gesehen wird“, sagte der Beigeordnete Berthold Kalsbach (SPD) nach dem Termin zu der Gewerbeansiedlung. „Formaljuristisch“ sei ein neues Gewerbegebiet nach wie vor möglich, da die umstrittene Fläche bisher nicht in einer offiziellen Karte der Bezirksregierung als Teil des Überschwemmungsgebiets der Sülz ausgewiesen sei. Wie berichtet, wären bei einer Aktualisierung der Karte die neuen Erkenntnisse des Aggerverbands aber zu berücksichtigen. Die politische Bewertung ist laut Kalsbach eine andere Frage als die juristische: Sie könne nicht ausblenden, dass es sich „nach heutigen Berechnungsmethoden“ um Überschwemmungsgebiet handle.
Natürlich seien Ausgleichsmaßnahmen möglich. Letztlich hätten aber die Politiker zu entscheiden.
Über die Konsequenzen aus der gemeinsamen Situationsanalyse durch die beteiligten Behörden will Kalsbach nun mit den Ratsfraktionen sprechen.
„Man muss das sorgfältig abwägen“, stellt er fest. Seine personliche „Tendenz“ sei aber, auf die geplanten neuen Gewerbeflächen zu verzichten.Kalsbach hatte bereits im März klar gemacht, dassPaja in diesem Fall mit den vorhandenen Flächen nach dem Bebauungsplan 55 auskommen müsse.
Peter Brauer von der Bürgerinitiative Lehmbach-Nord hält die neuen Informationen des Aggerverbandes und die kritische Stellungnahme durch Kalsbach für "sensationell". Er sieht die Warnungen der Bürgerinitiative hinsichtlich der Hochwassergefahr voll bestätigt. Klaus Hasbron-Blume vom Verein "Lebenswertes Sülztal" betont, dass das Engagement der Lehmbacher Bürger zu den neuen Erkenntnissen geführt habe: "Erst aufgrund unserer Öffentlichkeitsarbeit hat man gesagt: Wir prüfen das nochmal." Heiner Mersmann vom Verein "Lebenswertes Sülztal" weist außerdem darauf hin, dass die Hochwasserproblematik die ganze Stadt betreffe - damit verfolge der Bürgerprotest keineswegs nur Lehmbacher Sonderinteressen.
Wasser auf die Mühlen der kritischen Bürger in Lehmbach ist auch ein Schreiben von Umweltminister Johannes Remmel (Grüne), der auf den Brief eines Vertreters der Bürgerinitiative geantwortet hat. Aufgrund der Überschwemmungsgefahr kommt Remmel zu dem Schluss: "Aus wasserwirtschaftlicher Sicht kann daher die vorgesehene Umsetzung des Gewerbegebietes Lehmbach-Nord im Bebauungsplan 89 zurzeit nicht befürwortet werden - auch wenn dies nach der aktuellen Rechtslage zulässig wäre."