Die Anwohner haben die Schulaufgaben der Grünen gemacht
3 Leserbriefe zu: LEHMBACH NORD Zu "Wo wollt ihr mit der Stadt hin?" und Kommentar "Herren des Verfahrens"
Kölner Stadt-Anzeiger vom 26. Januar 2011
Finger weg
Neue Bäume, die endlose Diskussion um den Schutz der Kastanie vor dem Forsbacher Hof, die alte Blutbuche am Sülztalplatz, die einen sinnvollen Kreisverkehr unmöglich macht! Erscheint mir alles plausibel. Nur was ist mit den alten Alleebäumen an der Bergischen Landstraße? Wo sind denn unsere Grünen? Wer gebietet diesem Baumfrevel Einhalt? Mal wieder ein Investor, der sich in Rösrath austoben kann, ohne Rücksicht auf Umwelt, Stadtbild oder Lebensqualität sämtlicher Rösrather Bürger. Ach nein, zur Diskussion gehört ja bekanntlich ein Gesprächspartner. Von unseren Volksvertretern kam ja eigentlich nie eine konkrete Antwort auf unsere Fragen. Gebetsmühlenhaft wurden uns sieben Monate lang immer wieder die gleichen unsachgemäßen Argumente (Gewerbesteuer, Arbeitsplatzerhalt et cetera) vorgetragen. Dies erinnert mich an einen Spruch meiner ehemaligen Lehrerin: Lang getretener Quark wird breit, nicht stark!
Hier mein Vorschlag an die Stadtverwaltung: Lasst die Finger von Lehmbach-Nord. Das ist die beste Leistung für den Natur-und Umweltschutz. Sollte es entgegen sämtlicher Vernunft zur Bebauung des Gebietes kommen, hier noch ein Rat an unsere Grünen-Fraktion: Streicht die Gebäudekolosse grün an und beklebt sie mit bunten Pril-Blümchen, denn damit wäre ihrer Auffassung von Natur- und Umweltschutz ja dann entsprochen!
UTE WILLMS, RÖSRATH
Gegen die Bürger
Amüsiert las ich heute den Beitrag von Thomas Rausch, der dem an der Demonstration unbeteiligten Leser suggeriert, dass krawallige Bürger unflätig gegen disziplinierte, mit weiser Voraussicht gesegnete und diskussionsbereite Politiker kämpften. Leider hat Herr Rausch völlig vergessen zu erwähnen, dass die Forderungen der Bürger nach Klärung der durch eine weitere Auenflächen-Versiegelung bedingten Hochwasserrisiken seit mehr als einem halben Jahr auf Reaktionen seitens der Stadt warten. Insbesondere die Grünen sollten sich schämen, dass sie ihre Schularbeiten von den Anwohnern machen lassen. Die haben nämlich nach sauberer Recherche Thesenpapiere erstellt, die so einfach verständlich sind, dass selbst lernresistente Menschen deren Inhalte nachvollziehen können. Die an der Demonstration beteiligten Bürger bildeten keine krawallige Masse, die das großzügige "Zugeständnis" des Beigeordneten Berthold Kalsbach zur Einberufung von zwei öffentlichen Gesprächsforen - kurz bevor das Kind in den Brunnen fällt - nicht zu würdigen wissen. Fakt ist, dass diese Foren vor Offenlegung des Beschlusses hätten erfolgen müssen. Wir warten seit Monaten darauf.Entzückt bin ich, dass Thomas Rausch eine Antwort auf die nach wie vor im Raum stehende Frage gefunden zu haben glaubt, warum man mit der Offenlegung des B-Plans 89 das Pferd von hinten aufzäumt: Erst Fakten schaffen, dann die Ungereimtheiten klären. Wie aberwitzig und gegebenenfalls kostenintensiv!
Abschließend möchte ich sagen, dass ich es sehr bedauerlich finde, dass die Politik sich derart gegen die interessen der Bürger stellt und uns als ihre Widersacher betrachtet. Wir haben monatelang alles Erdenkliche getan, der Stadt die Hand zu reichen und auf der Basis von Fakten zu diskutieren. Sehr viele hoch engagierte, ernstzunehmende Wissens-Bürger haben sehr viel Zeit und Arbeit in die Thematik gesteckt. An dieser Stelle Dank all denen, die die Thesenpapiere erarbeitet, Pläne von der Beschaffenheit des Sülztals in Hoffnungstal beschafft und wissenschaftliche Ausarbeitungen erstellt haben.
Die Vertreter der Stadt Rösrath hätten mehr Größe gezeigt, wenn sie sich ihren kritischen, aber gestaltungswilligen Bürgern zugewandt hätten. Das geballte Kreativitätspotenzial der Bürger unserer Stadt bietet durchaus Chancen, andere Lösungen für Einnahmen zugunsten des Stadthaushaltes zu finden. Das geplante, umweltzerstörerische Gewerbegebiet ist dafür absolut kein Garant. Wirkliche "Herren" beugen sich selbstkritisch der Vernunft und suchen einen wahrhaftigen Konsens. Damit erlitten sie keinerlei Gesichtsverlust, sondern Ihr Ansehen würde steigen. Der Kontext, in dem Thomas Rausch von Herren spricht, erinnert mehr an feudalistische Strukturen und passt nicht in das 21. Jahrhundert.
PETRA LASAR UND EKKEHARD ZIMMERMANN, RÖSRATH
Die Argumente fehlten
Vorab relativ unvoreingenommen ging ich als nicht direkt Betroffener zu Demonstration und Sitzung des Planungsausschusses. In der Sitzung hoffte ich, endlich triftige Argumente der Befürworter des BB89 zu hören. Hierauf wartete ich mehr als zweieinhalb Stunden vergebens! Überhaupt keine Aussage, warum dieses Gewerbegebiet überhaupt notwendig ist. Welche freien Gewerbeflächen hat Rösrath noch, welche Gewerbeflächen stehen leer und müssten an sich zurückgebaut werden? Führt ein neues Gewerbegebiete woanders zur Aufgabe von Betrieben, also zu Gewerberuinen? Welche potenziellen Investoren gibt es überhaupt, mit welchen Gewerbesteuereinnahmen wäre überhaupt zu rechnen? Wird letztlich nur Gewerbe woanders oder aus anderen Teilen der Stadt abgeworben, führt dort zu Gewerbesteuerreduzierungen, Arbeitsplatzvernichtung, leer stehenden Gebäuden? Werden hier Gewerbegebiete ausgewiesen ohne Wirtschaftlichkeitsprognose und -berechnung? Keinerlei Aussagen hierzu. In jedem Unternehmen würden solche Planer zumindest in eine andere Abteilung versetzt.
Alleine die Ausführungen von Herrn Herbig vom BfR zur Hochwasserproblematik gaben genügend Gründe für eingehende Untersuchungen vor Offenlegung des Bebauungsplanes. Gibt es wirklich keine intelligenteren Lösungen für eine umweltverträgliche Weiterentwicklung der Stadt Rösrath? Jetzt wird also nach jamaikaroter Mehrheitsentscheidung gegen BfR und nicht stimmberechtigte Linke der Bebauungsplan offengelegt, mit wahrscheinlich Hunderten von Einsprüchen, die alle untersucht und "abgewogen" werden müssen. Mit einer Menge von Aufwand und Kosten für einen Bebauungsplan der - diese Prognose sei gewagt - ähnlich wie das Paffrather Feld und die Sülzauen - alleine aufgrund der Hochwasserproblematik mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Versenkung verschwinden wird. Den größeren Rösrather Parteien und dem für die Bauplanung zuständigen Teil der Verwaltung sind viele wachsame Bürger und Bürgeriniativen nur zu gönnen. Für eine umweltgerechte ökologische Entwicklung! Übrigens gibt es in diesem Ausschuss und im Rat meines Wissens auch noch Grüne . . . Wenn man nach diesem Anschauungsunterricht Wut empfindet, ist man dann schon ein Wutbürger?
GÜNTHER WIELPÜTZ, RÖSRATH