Nachtflug: Schrilles Pfeifkonzert der Schlaflosen - KStA vom 19.11.2012
Von Thomas Rausch

Es ist ein Dauerthema in Rösrath: Der Fluglärm. Am Terminal 2 in des Köln-Bonner Flughafens haben deshalb auch rund 70 Rösrather Bürger protestiert - mit T-Shirts und großen Plakaten.

„Es ist ziemlich unerträglich“, sagt Karin Mühlhausen aus Hoffnungsthal. Sie werde nachts regelmäßig durch Fluglärm wach. „Ich kann dann nicht mehr einschlafen.“ Wenn sie kurz davor sei, wegzudämmern, folge der nächste Krach.

Gegen den nächtlichen Fluglärm will sie sich wehren, deshalb sitzt sie mit Ehemann Diethelm im Bus, der zur Demonstration gegen Nachtflug am Flughafen Köln/Bonn fährt. Sie wehrt sich gegen Unterstellungen, vom linksrheinischen Köln aus in die Einflugschneise gezogen zu sein und sich hinterher über den Lärm zu beschweren: „Wir hätten da vor 21 Jahren kein Haus gebaut, wenn wir das vorher gewusst hätten.“ Die Flugrouten seien erst später verändert worden.

Ähnlich ist die Erfahrung von Heiner Mersmann vom Verein Lebenswertes Sülztal, der den Bus zur Demo organisiert hat. Er zog 1988 nach Hoffnungsthal: „Da war noch Ruhe.“ Er weist auf die Expansion von Billigfluglinien und Frachtflug hin. Auf der Fahrt von Lehmbach über Hoffnungsthal und Rösrath hält der Bus immer wieder und nimmt Demonstranten auf. In Kleineichen ist er voll. Weil die 50 Sitzplätze nicht ausreichen, haben die Organisatoren einen zweiten, kleineren Bus bestellt, der weitere 15 Demonstranten zum Flughafen bringt. Unterdessen berichtet Karin Mühlhausen von einer Reise mit ihrer Tochter ans Mittelmeer: „Wir sind von Düsseldorf aus geflogen.“ Eine Verbindung von Köln/Bonn aus lehnte sie ab, weil sie nachts um 1.30 Uhr am Zielort angekommen wäre. „Wir wollten nicht, dass andere Leute unseretwegen wach werden.“ Im Gesprächen stellt sich heraus, dass andere Rösrather es ebenso machen.

Von der rot-grünen Landesregierung fühlt Mühlhausen sich angesichts des angekündigten Verbots von nächtlichen Passagierflügen „betrogen“. Mehr Rückhalt von den Rösrather Politikern wünscht sich Lieselotte Barz aus Forsbach: „Ich finde, die Kommunalpolitik steht nicht dahinter.“ Helga Jäger, ebenfalls aus Forsbach, fügt mit Blick auf die Politiker hinzu: „Die sind doch auch betroffen.“ Anneliese Hartl weist darauf hin, dass der nächtliche Fluglärm auch wirtschaftlichen Schaden anrichtet: In der Forsbacher Mühle sei die Zahl der Übernachtungsgäste deswegen zurückgegangen.

Am Terminal 2 des Flughafens treffen die Nachtflug-Gegner aus dem Bus auf weitere Rösrather Demonstranten, die mit dem Pkw gekommen sind. Auch Stadtratsmitglieder von Grünen, SPD und Bürgern für Rösrath (BfR) zeigen Flagge. Dirk Mau (SPD) und Friedhelm Weiß (Grüne) sollen später zu den Demonstranten sprechen.

Sie erinnern an die Beteiligung der Stadt Rösrath an der Klage gegen den Nachtflug durch Siegburg und andere Kommunen. Auch mit Blick auf das vom Bundesverkehrsminister gestoppte Nachtflugverbot für Passagierflüge empfiehlt Mau eine Klage – durch die Landesregierung: „Vor Gericht kann man verlieren, aber dazu muss man erst mal vor Gericht gehen.“

Die Demonstranten haben sich inzwischen mit T-Shirts mit der Aufschrift „Nachtruhe ist Grundrecht“ ausstaffiert, sie halten etliche Holz- und Papptafeln hoch. „Nachtflug: Stoppt Lärm – Rösrath wehrt sich“ ist auf einem zu lesen. Ein anderes erinnert an die prognostizierten Erkrankungen und Todesfälle durch nächtlichen Fluglärm. Mit den Demonstranten aus Bensberg, Köln und dem Rhein-Sieg-Kreis stimmen die Rösrather in ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert ein.